Der große Pyramidenraub

 

Zyklus/Band:

Abenteuer der 7 Weltwunder (1)

Autor:

Katherine Roberts

Erscheinungsjahr

2001 // 2003 dt. Ü., 2006 TB

Original:

The Great Pyramid Robbery

Verlag:

Collins Voyager / Carl Hanser Verlag

ISBN:

3-423-62256-5

Subgenre:

Pseudo-Historisch
Jugendbuch

Seitenzahl:

335 S.,
2 Karten,
Personenglossar,
Sachglossar

 

n den Gräbern haben sich die Kinder eingefunden, um spielerisch ihren Mut im Umgang mit den Toten zu beweisen, doch nur Senu gelingt es, einen realen Kontakt herzustellen. Dieser ist so intensiv, dass alle flüchten, aber die Grabwächter sind bereits aufmerksam geworden. Jahre später trägt Senu als einziger noch seinen Ka-Zopf als Zeichen dafür, dass er seinen übersinnlichen Begleiter immer noch nicht entlassen hat, andererseits aber auch der Kindheit noch nicht entwachsen ist. Bei den Prüfungen fällt er durch und muss schließlich als Wasserträger in der Skorpion-Kolonne beim Pyramidenbau Chephrens helfen. Kurz darauf wird er in ein Komplott hineingezogen. Eine geheimnisvolle Gruppe plant, zur Aufbesserung der Lage der Arbeiter die Schätze aus Cheops Grabstätte zu holen, da sie der ja sicher nicht mehr braucht. Um den königlichen Ka abzulenken, wird ein magiebegabter Mensch gebraucht. Langsam ahnt Senu, dass ihm diese Rolle zugedacht ist, aber die eigentlichen Hintergründe des Komplotts, des perfekten Raubes, bleiben ihm lange verborgen. Als er dann erkennen muss, dass der Anführer Nemheb ganz andere Pläne hat, ist Senu bereits tief verstrickt. Jedoch sein Heka, seine Magiebegabung, hilft ihm in kritischen Phasen und sein Ka entpuppt sich als meist williger, aber manchmal auch sehr eigensinniger Begleiter aus der geistigen Welt.

Als Vordergrundspanorama dient eine Geschichte um drei Jugendliche: Senu, der linkische Junge, der seinen geistigen Doppelgänger nicht los wird, Reonet, seine Freundin, die unbedingt Tempelschreiberin werden will und Gef aus dem Arbeitermilieu. So gesehen sind hier Sozialkonflikte vorprogrammiert, denn keiner der Protagonisten passt in seine ihm in der Gesellschaft vorgegebene Rolle richtig hinein und setzt sich auch mit seinen Stilmitteln zur Wehr. Auf unerwartete Weise löst sich dann der ganze Knäuel an Verwicklungen auf, wobei den Hekakräften Senus eine entscheidende Rolle zukommt, aber ohne Reonet, die mehr gelernt hat und besser schreiben kann, als ein Mädchen können sollte, wäre trotzdem alles gescheitert. Hiermit wird eigentlich eine moderne Rollensituation in die Antike gespiegelt, was weitgehend glaubhaft gelingt. Wenn dann allerdings Worte wie Chef (S. 27), Captain (S.35), Boss (S. 162) gebraucht werden, wird man als Leser aus der Ägyptenatmosphäre doch ein wenig herausgerissen. Unsinnig ist das Schreiben auf Schiefertafeln mit Rußstift (S. 15), denn schwarz auf schwarz sieht man nicht. Traditionell wird im Orient zum Üben schon immer auf helle Holztafeln geschrieben. Von köstlichem Humor zeugt eine Stelle, wo der Protagonist verletzt wurde, der Arzt die Wunde näht und statt Heka lieber ‚moderne Medizin’ verwendet – Senu muss einen lebendigen Aal schlucken.

Als Jugendbuch ist das Werk gut zu empfehlen, bringt es doch die magisch spirituelle Seite des alten Ägypten dem Leser auf angenehme Weise nahe, ebenso den Totenkult. Lobenswert ist die Einbeziehung jüngster archäologischer Forschung zum Hintergrundsbild. So wird beispielsweise in einem Nebenstrang deutlich, wieso nur eines der Schiffsgräber vor der Cheopspyramide besetzt war und das andere leer blieb. Auch die neuen Ausgrabungen der Arbeitersiedlungen, Küchen, Werkstätten auf dem Gizehplateau wurden verwertet. Kurz: Ein Tipp für die Klassenbibliothek.

Wolfgang Creyaufmüller, Aachen