URSEL CLAUSEN

Der Konflikt um die Westsahara.
Arbeiten aus dem Institut für Afrika-Kunde, 16.
Institut für Afrika-Kunde im Verbund der Stiftung Deutsches Übersee-Institut. 
Hamburg, 1978. 224 S. 

Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Problematik des Krisengebiets im nordwestlichen Afrika von verschiedenen Gesichtspunkten her zu beleuchten. Der Hauptteil des (ohne Bibliographie) rund 200 Seiten umfassenden Buches ist der politischen Entwicklung in der vormaligen spanischen Überseeprovinz „Sahara" und ihrem Umland gewidmet, wobei der Schwerpunkt auf den Jahren 1973-1978 liegt. Hierbei werden die Ereignisse in der westlichen Sahara vor dem Hintergrund der vielfältigen und verwirrenden diplomatischen Aktivitäten Marokkos, Algeriens, Mauretaniens, der UNO und der westsaharischen Befreiungsbewegung F. POLISARIO von der Autorin dargestellt und kommentiert, wobei sie offensichtlich bemüht war, allen Seiten gerecht zu werden und objektiv zu bleiben. Wenn der Leser manchmal eine leichte Parteinahme für die Befreiungsbewegung herauszulesen glaubt, muß dies nicht unbedingt allein an der Autorin liegen, sondern kann auf das oft stark ideologisch gefärbte und gefühlsbetonte Ausgangsmaterial zurückgeführt werden. Der Leser kann sich anhand des ausgezeichneten Dokumentarteils (ein Drittel des Buches) selbst ein Bild darüber und über die politische Situation machen. An Dokumenten werden eine Reihe schwer zugänglicher Schriften teils im englischen Original (UNO-Berichte, Gutachten des Internationalen Gerichtshofes), teils in Übersetzungen (Verträge Marokko-Mauretanien, diverse Zeitschriftenartikel) präsentiert.

Schade ist es, daß zwar einige spanische Quellen in der Bibliographie aufgeführt (manchmal falsch: Baroja statt Caro Baroja), aber fast nicht für die eigentliche Arbeit herangezogen werden. So gut die Autorin sich auch in der jüngsten Geschichte auskennt - dieser Beitrag kann nicht hoch genug gelobt werden -, so schwer tut sie sich, wenn sie diesen Rahmen verläßt: so geriet ihr z. B. der historische Überblick, der die Einleitung in das Gesamtproblem darstellt, in Unordnung, weil sie ein wichtiges Werk ("El Wasit". AHMED LAMINE, teilweise ins Französische übersetzt in: „Études Mauretanienne", No. 5, IFAN, St. Louis, 1953) als „mittelalterlich" bezeichnet, nur weil das Erscheinungsdatum 1329 H. = 1911 n. Chr. als 1329 n. Chr. gedeutet wurde (S. 4). Ein genauer Blick in den von ihr zitierten Artikel von MONOD bei SCHIFFERS 1973, S. 32, hätte diesen Irrtum verhindert.

Dem Buch hätte es insgesamt auch nichtgeschadet, wenn die Schreibweise der Eigennamen etwas sorgfältiger gehandhabt worden wäre: Wenn schon die französische Umschrift verwendet wird, wogegen nichts einzuwenden ist (S. 114, Anmerkung 3), dann sollte doch auch konsequent davon Gebrauch gemacht werden (z. B. Reguibat oder Rguibat und nicht Raqîbât).

Insgesamt gesehen, möchte ich dieses Buch nicht missen müssen, für die Darstellung der jüngsten Geschichte mit ihren vielen Gesichtern ist es ein sehr wertvoller Beitrag, für die im 2. Kapitel (landeskundlicher Überblick) angerissenen Probleme gibt es allerdings Besseres.

WOLFGANG CREYAUFMÜLLER