Thomas Schott

Kritik der Erlebnispädagogik

319 S., kart. € 38,–. Ergon-Verlag, Würzburg 2003

 

Mit dem Bonmot »Die Erlebnispädagogik boomt nicht – sie wuchert!« nimmt Thomas Schott eine kritische Analyse ihrer theoretischen Konzepte vor. In akribischer und verdienstvoller begrifflicher Kleinarbeit holt er zunächst die in der erlebnispädagogischen Theoriebildung bisher nicht geleisteten Begriffsklärungen nach. Dabei macht er eine interessante Entdeckung: Der theoretische Ansatz der Erlebnispädagogik ist nur bedingt mit den Grundsätzen der Erziehungswissenschaft zu vereinen. Es sind vor allem vier problematische Gesichtspunkte,  welche der aktuellen Erlebnispädagogik anzulasten sind:

1. Erlebnisse sind nicht »verfügbar«,

2. Erlebnisse sind stets subjektiv,

3. Erlebnisse haben Seltenheitscharakter,

4. Erlebnisse können manipulieren.

Das Fazit des Autors: Die Erlebnispädagogik stellt zwar eine wertvolle Ergänzung des pädagogischen Spektrums dar, benötigt jedoch eine Ergänzung durch die Methode des »Erlebens«, quasi durch eine »Erlebenspädagogik«. Erlebnispädagogik alleine würde der Gefahr unterliegen, missbraucht zu werden oder pädagogisch zu verflachen. Erst durch eine Einbettung der Erlebnismethode in ein solides pädagogisches Konzept – welches auch die Aspekte »Schulung der Erlebnisfähigkeit«, »Übung«, »Ausrichtung an ethischen Horizonten« berücksichtigt – kann vom Erlebnis als »Bildungsmittel« gesprochen werden. Falls diese Einbindung jedoch unterbleibt, falls das Erlebnis nicht Mittel zu einem höheren Zweck (einem Bildungsideal) ist, verkommt das Erlebnis zum Selbstzweck und Erlebnispädagogik degeneriert zur bloßen Spaßpädagogik.

Erstaunlich ist an dieser Schrift, dass dem Autor durch seine »philosophische Erlebnisphänomenologie« unbeabsichtigt ein interessanter Zugang für eine »waldorfpädagogisch orientierte Erlebnispädagogik« (oder »Erlebenspädagogik«) gelungen ist.

Michael Birnthaler

 

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