Alan Garner

Elidor. Aus dem Englischen von Werner Schmitz
220 S., geb. € 14,50. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2004

 

Zu Hause herrscht wegen des bevorstehenden Umzuges das Chaos, deshalb verbringen die vier Geschwister Nicholas, David, Helen und Roland den Tag lieber in Manchester. Sie fahren eigentlich nur so durch die Stadt, bis Roland beschließt, blind auf einen Stadtplan zu tippen und dann zu der Straße zu fahren, auf die sein Finger zeigt: Thursday Street. Dass die Kinder vorher noch nie von dieser Straße gehört haben, liegt wohl daran, dass sie in einem verlassenen und heruntergekommenen Viertel liegt, in dem schon die Abbrucharbeiten begonnen haben, um Platz für eine Neubausiedlung zu schaffen. Sobald die Kinder in der Straße angekommen sind, geschehen plötzlich seltsame Dinge. Ein Geiger taucht auf und spielt unbeirrt in dieser einsamen Gegend sein schrilles Lied. Ein nur leicht angetippter Ball durchschlägt in hohem Bogen die Fensterscheibe einer Kirche. Eines nach dem anderen verschwinden die Kinder auf der Suche nach dem Ball im Innern der Kirche. Zum Schluss ist nur noch Roland übrig, der schließlich auch in die Kirche geht, um seine Geschwister zu finden. Drinnen sieht er sich wieder dem mysteriösen Geigenspieler gegenüber, der ihn drängt, durch eine Türe in einen anderen Raum zu treten. Widerwillig folgt Roland der Forderung und … findet sich in einer anderen, ihm völlig fremden Welt, wieder. Er ist allein, das Land, das sich vor ihm erstreckt, ist öde, leer und verwüstet, am Himmel ziehen dunkle, bedrohliche Wolken schnell dahin. Eine Weile irrt Roland umher und versucht sich zu orientieren, einen Rückweg oder wenigstens die Geschwister zu finden. Auf einmal begegnet er wieder dem Geigenspieler, der in seiner Welt Malebron heißt. Dieser erklärt ihm, dass nur er und seine Geschwister laut einer alten Prophezeiung das Land Elidor bzw. vier Schätze, die für dessen Sicherheit und die Erhellung der Dunkelheit verantwortlich sind, retten können. Verwirrt nimmt Roland die Aufgabe in Angriff und findet sowohl seine Geschwister als auch die Schätze wieder. Doch dies allein genügt noch nicht zur Errettung des Landes. Erst wenn das märchenhafte und bisher nie gesehene Einhorn Findhorn beginnt zu singen, wird Elidor völlig von der dunklen Macht befreit werden, die versucht, sich seiner zu bemächtigen. Bis dahin müssen die Kinder auf die Schätze aufpassen, und zwar in ihrer eigenen Welt. So kehren sie dorthin zurück. Doch auch in ihrer Welt sind die Schätze mächtig, und es geschehen seltsame Dinge in und um das neue Haus. Dennoch dauert es ein ganzes Jahr, bis die Aufgabe vollendet werden kann. Auf der Flucht vor seinen Häschern kommt Findhorn in die Welt, in der die Kinder leben, doch auch seine schattenhaften Jäger finden einen Zugang zu ihr. Deren Suche nach den Schätzen und Findhorn hat bald Erfolg, und es beginnt eine lange Nacht, in der Nicholas, David, Helen und Roland versuchen zu entkommen und Findhorn immer noch schweigt …

Ein durch und durch gelungenes Buch. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Gekonnt verbindet Alan Garner zwei Welten, die nebeneinander existieren und in denen die eine vom Fortbestand und der Sicherheit der anderen abhängig ist. Und wer weiß, vielleicht haben wir nur noch nicht den Übergang nach Elidor gefunden?!

 
Mareike Stutz

 

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